Wann zahlt eine Berufsunfähigkeitsversicherung nicht?

Wir möchten dir natürlich keine Angst machen: Wenn du eine Berufsunfähigkeitsversicherung mit einem Profi abgeschlossen hast, bist du in aller Regel sehr gut abgesichert, wenn du deinen Beruf in Zukunft nicht mehr ausüben können solltest. Dennoch kommt uns immer wieder das Vorurteil zu Ohren, dass eine Berufsunfähigkeitsversicherung sich nicht lohne, da sie in den meisten Fällen ohnehin nicht zahlen würde.

In diesem Beitrag möchten wir mit diesem Gerücht aufräumen und dir gleichzeitig einige Sicherheitshinweise an die Hand geben: In Einzelfällen kann es nämlich tatsächlich sein, dass die Versicherung die Zahlung verweigert. In welchen konkreten Szenarien das der Fall ist und wie du diese am besten von Anfang an ausschließt, verraten wir dir ebenfalls.

Wann zahlt eine Berufsunfähigkeitsversicherung nicht – mögliche Szenarien

Die folgenden Szenarien können dazu führen, dass deine Berufsunfähigkeitsversicherung nicht greift. Beim Lesen wirst du feststellen, dass es oft Möglichkeiten gibt, solche Situationen zu verhindern bzw. dafür zusätzlich vorzusorgen.

Problem 1: Die versicherte Person meldet sich nicht

Das wird dich vielleicht wundern, aber das ist mit fast 36% der Hauptgrund, warum die Berufsunfähigkeitsversicherung nicht zahlt. Wenn du berufsunfähig wirst, stellst du den Antrag auf Leistung bei der Versicherung. Diese sendet dir dann einen umfangreichen Fragebogen zu und braucht natürlich auch diverse Arztunterlagen von dir. Je nach Erkrankung ist das für viele schon ein Problem. Sie schaffen es einfach nicht, diese Unterlagen zu besorgen oder den Fragebogen auszufüllen, weil sie zu krank sind. Wenn du bei uns deine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließt, stellen wir dir zur Beantragung der BU-Rente einen Anwalt, der dich hier unterstützt.

Problem 2: Deine Berufsunfähigkeit wird nicht als ausreichend angesehen

In deiner Versicherungspolice ist ganz genau aufgelistet, in welchem Rahmen dir eine Berufsunfähigkeit ärztlich attestiert werden muss, damit die Versicherung zahlt. In der Regel ist hier eine Berufsunfähigkeit von mindestens 50 % über einen Zeitraum von mindestens 6 Monaten nachzuweisen. Solltest du also schon eher wieder arbeiten können, zahlt die Versicherung nicht – auch, wenn dir auch bei einer kürzeren Abwesenheit vom Beruf bereits finanzielle Einbußen drohen. 33,6% der Anträge werden abgelehnt, weil die Berufsunfähigkeit nicht gegeben ist.

Ich hatte neulich erst eine Nachricht in meinem Instagrampostfach. Da schrieb ein Follower, dass er nun schon seit 7 Wochen krankgeschrieben sei aber seine BU-Versicherung nicht zahlen möchte. Das wäre doch eine Frechheit. Leider ist es das nicht. Arbeitsunfähigkeit ist nicht gleich Berufsunfähigkeit und die 6 Monate, siehe oben, müssen schon erreicht sein. Wer also nur ein paar Wochen krankgeschrieben ist, bekommt (noch) keine Leistung aus der Berufsunfähigkeitsversicherung.

Für diesen Fall lässt sich aber vorsorgen, denn es ist möglich, eine AU-Klausel in deinen Vertrag aufzunehmen. Mit diesem optionalen Baustein kannst du dich für Situationen absichern, in denen du länger als 6 Monate krankgeschrieben, aber nicht dauerhaft berufsunfähig bist – z. B. nach Unfällen, schweren Operationen oder psychischen Leiden.

Problem 3: Du hast eine Berufsunfähigkeit mit abstrakter Verweisbarkeit

Gerade bei älteren Verträgen (meist abgeschlossen um die Jahrtausendwende) ist eine abstrakte Verweisbarkeit nicht unüblich. Diese bedeutet: Solltest du nicht mehr in der Lage sein, deinen Beruf auszuüben, kann deine Versicherung dich darauf verweisen, dass du eine andere Tätigkeit ausüben kannst. Diese alternative Tätigkeit muss deinen Kenntnissen und deiner bisherigen Lebensstellung entsprechen, aber trotz deiner Beschwerden weiter ausübbar sein. Ein klassisches Beispiel wäre hier z. B. der Handwerker, der zwar nicht mehr körperlich arbeiten kann, aber weiter Bürotätigkeiten übernimmt.

Sobald der Versicherer urteilt, dass du eine alternative Tätigkeit noch ausüben könntest, muss er dir keine Berufsunfähigkeitsversicherung zahlen – unabhängig davon, ob du tatsächlich dieser Tätigkeit nachgehst oder nicht.

Dieses Szenario betrifft aber nur 0,5% der abgelehnten Anträge. Wenn dein BU-Vertrag also nicht super alt ist, sollte dich dieses Thema nicht betreffen. Schließt du heutzutage eine Berufsunfähigkeitsversicherung ab, betrifft dich das zu 99% nicht.

Problem 4: Bei Vertragsabschluss wurden gesundheitliche Probleme nicht oder unvollständig angegeben

8,7% der Anträge auf BU-Leistung werden deswegen abgelehnt. Dieses Szenario solltest du unbedingt vermeiden! Erkrankst du und wirst dadurch berufsunfähig, kann dein Versicherer innerhalb der ersten 10 Jahre prüfen, ob deine Erkrankung schon vor dem Abschluss deiner Versicherung vorlag. Hast du darüber nicht die Wahrheit gesagt und bei den Gesundheitsfragen Vorerkrankungen verschwiegen, hast du deine vorvertragliche Anzeigepflicht verletzt. In diesem Fall muss deine Versicherung nicht zahlen und deine Versicherung kann gekündigt werden.

Bei der Beantwortung der Gesundheitsfragen solltest du deshalb unbedingt sehr sorgfältig vorgehen. Hierzu haben wir schon einige Beiträge auf unserem Blog geschrieben. Wann du die Krankenakte anfordern solltest, wie du ggf. mit Falschabrechnungen umgehst und ab wann du dieses Problem nicht mehr hast. 

Problem 5: Dein Berufsunfähigkeitsgrund fällt unter eine Ausschlussklausel

2% der ablehenten BU-Leistungsanträge sind davon betroffen. Wenn du mit einer umfangreichen Krankenhistorie deine Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen hast, kann es sein, dass eine Ausschlussklausel vereinbart worden ist. Das macht der Versicherer aber nicht heimlich, sondern von der Klausel solltest du wissen, du hast sie bei Antragstellung unterschrieben.

Das wäre zum Beispiel so, wenn du unter einer Skoliose leidest, hier wird der Rücken dann meistens vom Versicherungsschutz ausgeschlossen. Wirst du dann also wegen einer Erkrankung des Rückens berufsunfähig, wird die Versicherung nicht leisten. 

Im Rahmen der anonymen RIsikovoranfrage prüfen wir individuell für dich ab, welcher Versicherer dich mit deiner Krankenhistorie wie versichern würde, auch ohne Ausschlussklauseln.

Problem 6: Es gibt den Verdacht, dass du die Berufsunfähigkeit selbst verschuldet hast

Der Vollständigkeit halber wollen wir auch erwähnen, dass deine Versicherung natürlich nicht zahlen muss, wenn du deine Berufsunfähigkeit vorsätzlich herbeigeführt hast, um die BU-Rente zu erhalten. In diesem Fall sprechen wir von versuchtem Versicherungsbetrug, bei dem selbstverständlich keine Zahlung erfolgt. Dieser kann zum Beispiel vorliegen, wenn jemand sich so selbst verstümmelt, dass er seinen Beruf nicht mehr ausüben kann. Wer hätte das gedacht, das betrifft 7,5% der abgelehnten BU-Leistungsanträge.

Fazit

Über 80% der BU-Leistungsanträge wird von den Versicherungen angenommen! Auch wenn der Artikel hier ggf. Einen anderen Eindruck erweckt, der Großteil der Kundinnen und Kunden hat dieses Problem nicht. 

Die ausführliche Aufarbeitung deiner Krankenhistorie und die richtige Wahl des Versicherers spielen hier eine große Rolle. Die Versicherer leisten jeden Monat mehrere Millionen Euro an ihre berufsunfähigen Versicherten. Dass die Versicherer “also eh nicht leisten”, stimmt so nicht.

Insbesondere Fehler bei den Gesundheitsfragen können dich später teuer zu stehen kommen. Ein bewusstes Verschweigen von Krankheiten, für die du bereits in ärztlicher Behandlung warst, ist mit das größte Risiko dafür, dass die Berufsunfähigkeitsversicherung später die Zahlung verweigert. Nutze dazu unsere Beratung und umfangreiche Expertise im Bereich der Berufsunfähigkeitsversicherung.

21.03.2025 | Berufsunfähigkeitsversicherung

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