Leider gibt es da draussen unfassbar viele Berater, vor allem von Strukturvertrieben, die in ihren Vertrieben als Verkaufsschlager Nummer 1 die Kombination einer Berufsunfähigkeitsversicherung mit deiner ETF-Rentenversicherung wie geschnitten Brot verkaufen. Gerade wenn du Kunde der DVXG, MXP, Deutsche ÄrzteXersicherung, TeXis oder anderen bist, wirst du sehr wahrscheinlich so einen Vertrag haben (die Firmenbezeichnungen sind durch ein X entstellt).
In diesem Leitfaden zeige ich dir verständlich und ohne Versicherungsfloskeln, warum die Trennung deiner BU-Versicherung (reiner Risikoschutz) und Altersvorsorge (Vermögensaufbau) für die meisten Menschen die bessere, sicherere und flexiblere Lösung ist. Plus: Was du stattdessen tun solltest – von der anonymen Risikovoranfrage bis zur sauberen Nachversicherung.
Kurzüberblick (für Eilige)
- Die BU-Versicherung sichert dein Einkommen, nicht dein Sparziel. Darum gehört sie solo aufgesetzt – robust, flexibel, mit starker Nachversicherung und Dynamik.
- Kombi-Produkte (BUZ) wirken steuerlich attraktiv, sind aber in der Auszahlung oft nachteilig und unflexibel, wenn das Leben (Kind, Pause, Immobilie, Selbstständigkeit) anders läuft als geplant.
- Der beste BU-Versicherer ist selten auch der beste Anbieter für Altersvorsorge/Investments. Mit zwei Verträgen nimmst du dir die jeweils beste Lösung.
- Startertarife & Kombis haben häufig steigende Beiträge und höhere Kosten.
- AU-Klausel (Arbeitsunfähigkeit) & clevere Nachversicherung – in Schicht 1 / Basisrente oft nicht oder nur eingeschränkt möglich.
- Schon Kombi abgeschlossen? In vielen Fällen lässt sich die BU ohne neue Gesundheitsprüfung aus z.B. der Basisrente herauslösen und als eigenständiger Vertrag weiterführen.
1) Warum eine Berufsunfähigkeitsversicherung wichtig ist
Klingt trocken, ist aber Gold wert: Was ist dein größtes finanzielles Risiko? Richtig – dass plötzlich kein Einkommen mehr reinkommt. Ohne Einkommen fällt deine Sparrate auf Null. Genau deshalb steht die Arbeitskraftabsicherung in Form deiner Berufsunfähigkeitsversicherung immer vor dem Vermögensaufbau.
Merksatz: Ohne Einkommen kein ETF-Sparplan, keine Immobilie, keine Altersvorsorge.
Deine Berufsunfähigkeitsversicherung muss im Ernstfall alle Fixkosten tragen helfen – Miete/Kredite, Krankenkasse, Alltag – und dir die Freiheit geben, in Ruhe wieder auf die Beine zu kommen. Das schaffst du nur mit ausreichend hoher BU-Rente (Faustregel: 60–70 % vom Brutto – bei Studierenden gesondert denken). Alles andere ist Kosmetik.
Der Staat leistet nur, wenn du in KEINEM Beruf mehr mind. 3 Stunden arbeiten kannst. Leistung in Form einer Erwerbsminderungsrente vom Staat zu bekommen ist also richtig schwer. Ich habe in 23 Jahren als Maklerin nur 1 Kunden gehabt, der das parallel zur BU-Rente geschafft hat. Alle anderen bekommen keine Erwerbsminderungsrente vom Staat. Aber selbst wenn du sie bekommen solltest, wird sie nicht viel mehr als 1000€ betragen. Es reicht also vorne und hinten nicht um deine Kosten zu decken!
Deine private Berufsunfähigkeitsversicherung darf dich nicht verweisen. Wenn du also in deinem zuletzt ausgeübten Beruf vor der Erkrankung nicht mehr arbeiten kannst, bist du berufsunfähig. Da reichen dann auch 50%! Und was viele nicht wissen: Berufsunfähig sein bedeutet nicht immer, dass man das ein Leben lang ist. Manche sind es 2 oder 3 oder 4 Jahre und sind dann wieder gesund und können wieder arbeiten. Auch das ist möglich!
2) Warum die Kombination BU + Altersvorsorge in der Praxis hakt
a) Steuerlich verführerisch – finanziell oft nachteilig
Kombi-Verträge (z. B. BU-Zusatz in einer Basis-/Rürup-Rente) werben mit Steuervorteilen in der Einzahlung. Klingt gut – bis du in der Auszahlung landest. Denn die Nachteile solcher Verträge bespricht kaum ein Berater mit dir!
Die BU-Rente aus der Basisrente ist steuerpflichtig. Ab 2038 zu 90%, ab 2048 zu 95% und ab 2058 zu 100%! Das gilt dann auch für deine BU-Rente. Somit musst du dich viel höher absichern um Netto genau so viel rauszuhaben im BU-Leistungsfall wie bei einem einzelnen BU-Vertrag. Das bedeutet, du zahlst hier drauf.
b) Unflexibel, wenn das Leben passiert
Kombinieren heißt: ein Vertrag, ein Beitrag. Willst du aber zum Beispiel während der Elternzeit, unbezahlten Vollzeit-Weiterbildungen, Jobwechsel mit kurzer Arbeitslosigkeit, einem Auslandsjahr o.ä. die Rate des Sparanteils reduzieren, senkst du meist auch die Höhe deiner BU-Rente. Das wollen wir aber auf keinen Fall, da auch in solchen Situationen eine Berufsunfähigkeit eintreten kann. Mit zwei getrennten Verträgen kannst du die Altersvorsorge vorübergehend reduzieren oder pausieren, während die BU-Absicherung unangetastet weiterläuft und du auch versichert bleibst!
c) Falscher Anbieter am falschen Platz
Der beste BU-Versicherer ist selten auch der beste Renten-/Investmentanbieter. In der Kombi musst du beides beim selben Unternehmen abschließen – das führt oft zu Kompromissen die dich eine Menge Geld kosten! Schließe daher erst deine Berufsunfähigkeitsversicherung bei dem Anbieter ab, der das beste Votum für dich hat und auch die besten, individuellen Bedingungen.
Danach kannst du dich entspannt um deinen Vermögensaufbau kümmern und deine Rentenlücke schließen.
d) AU-Klausel und Nachversicherungen: In Schicht 1 eingeschränkt
Besonders ärgerlich: In der Basisrente (Schicht 1) sind beliebte Bausteine wie die Arbeitsunfähigkeits-Klausel (Leistung bei längerer Krankschreibung) nicht oder nur eingeschränkt möglich.
Auch Nachversicherungsrechte können bei Kombis früher enden – etwa wenn du einmal einen BU-Leistungsfall anmeldest. Bei kluger Taktik (erst AU ziehen, nicht gleich BU beantragen) bleiben dir Erhöhungsrechte eher erhalten – so etwas planst du besser in einem eigenständigen BU-Vertrag.
e) Kosten
Kombinationsverträge sind komplex, die Verwaltungskosten und Abschlusskosten oft höher. Bei ETF Rentenversicherung empfehlen wir klar eine Nettopolice. Das wird dir meist bei den o.g. Vertrieben nicht angeboten. Du hast dann also einen viel zu teuren Vertrag der dir mittel- und langfristig meist kaum eine vertretbare Rendite bietet aufgrund der hohen Abschluss- und Verwaltungskosten.
3) Häufige Verkaufsargumente – und was wirklich dahinter steckt
„Du bekommst Geld zurück, wenn du nicht Berufsunfähig wirst“
Das klingt nach Beitragsrückerstattung, ist aber reines Marketing. Du kannst denselben Effekt besser erzielen, wenn du BU-Versicherung und Vorsorge trennst. In diesem Blogbeitrag habe ich mich schon ausführlich zu der Thematik geschrieben.
„Die Beiträge werden im BU-Fall für die Altersvorsorge weitergezahlt“
Ja, das ist nett – aber: Der Großteil Anbieter für ETF-Rentenversicherungen bieten dieses Feature mittlerweile auch separat im Vorsorgevertrag an (Stichwort „BU-Airbag“/Beitragsbefreiung bei Berufsunfähigkeit & Dynamik im Leistungsfall).
Du brauchst dafür keine Kopplung. Nimm die bessere Berufsunfähigkeitsversicherung – und eine gute, eigenständige Vorsorge mit BU-Airbag-Option, wenn du das unbedingt möchtest.
„Du sparst Steuern“
Nur die halbe Wahrheit. Du verschiebst Steuern – und bezahlst im Leistungsfall oft deutlich mehr Steuern und musst daher die BU-Rente höher gestalten. Auch ist die BU-Rente zum Beispiel bei einer Basisrente krankenversicherungspflichtig. Bei einer normalen Berufsunfähigkeitsversicherung ist die steuerliche Behandlung der BU-Rente günstiger (Ertragsanteil). Schau dir dazu diesen Blogbeitrag an. Deshalb gilt auch hier: Wenn du unbedingt Steuern sparen möchtest in Form einer Basis/Rüruprente, dann kannst du das einzeln tun und nicht in Kombination mit einer BU-Versicherung.
4) Du hast schon einen Kombinationsvertrag? So rettest du die BU (oft ohne neue Gesundheitsfragen)
Viele Gesellschaften erlauben, die BU-Versicherung aus der Basisrente zu lösen und als Selbstständige BU fortzuführen – ohne neue Gesundheitsprüfung.
Das bringt dir:
- Flexibilität (Altersvorsorge separat anpassen)
- oft bessere Netto-Rente im Leistungsfall
- saubere Nachversicherungen & AU-Klausel (je nach Zieltarif)
Kleine Einschränkung: Es gilt das neue Eintrittsalter → minimal anderer Beitrag. Wenn der Abschluss aber erst wenige Jahre her ist, ist das meist vernachlässigbar. Sollte der Abschluss schon viele Jahre her sein, muss man es genauer prüfen.
Schreibe also am besten deinen Versicherer an und frage nach, ob die Möglichkeit einer Trennung besteht (ohne erneute Gesundheitsprüfung).
5) Praxis: So stellst du deinen BU-Schutz sauber auf
Schritt 1 – Gesundheitshistorie aufbereiten
- Arztbriefe, Diagnosen, Behandlungen der letzten 5 Jahre ambulant / 10 Jahre stationär zusammentragen (das machen wir mit dir gemeinsam.)
- Warnsignal: Wer dir rät, „Kleinigkeiten“ wegzulassen, disqualifiziert sich.
Schritt 2 – Anonyme Risikovoranfrage
- Unabhängig mehrere Versicherer anfragen (anonym = keine negative Akte) – auch das erledigen wir für dich.
- danach zeigen wir dir die Ergebnisse und Voten der Gesellschaften
- Dann erst wählst du Tarif & Gesellschaft.
Schritt 3 – Vertrag sauber konfigurieren
- Rente: nicht zu niedrig (Faustregel 60% vom Brutto; bei Studierenden begrenzte Einstiegssummen beachten).
- Endalter: bis 67 (mit Verlängerungsoption, falls der Gesetzgeber später raufsetzt).
- Beitragsdynamik (3-5 %) + Leistungsdynamik (mind 1%) (Inflationsschutz im Leistungsfall).
- Verzicht auf abstrakte Verweisung.
- AU-Klausel
- Nachversicherung ohne neue Gesundheitsprüfung (Berufseinstieg, Gehalt, Kind, Heirat, Immobilie etc.).
Schritt 4 – Altersvorsorge separat & flexibel
- Starte mit ETF-Depot (breit, kostengünstig, jederzeit anpassbar).
- Erweiterbar um eine ETF-Rentenversicherung, dann aber als Nettopolice!
- Bei Immobilie/Elternzeit/Gründung kannst du die Sparrate senken, ohne deine BU zu gefährden.
6) FAQs
Ist Kombi nicht „sicherer“, weil die Altersvorsorge im BU-Fall weiterläuft?
Nein denn das geht auch separat (Beitragsübernahme/Dynamik im Vorsorgevertrag). Und du bleibst frei bei Anbietern & Beiträgen.
Ich will Steuern sparen – also Kombi?
Auch wenn du Steuern sparen willst in Form einer Basisrente, solltest du die BU-Versicherung davon trennen. Die BU Rente wird sonst voll versteuert und ist auch noch krankenversicherungspflichtig. Du brauchst also für die selbe Nettoabsicherung eine deutlich höhere BU-Rente = mehr Beitrag!
Ich habe schon Kombi – was nun?
Prüfen, ob du die BU-Versicherung herauslösen kannst (ohne neue Gesundheitsprüfung). Oft geht das. Die Altersvorsorge läuft dann separat weiter.
Wie hoch sollte meine BU-Rente sein?
Faustregel 60% vom Brutto ist die Grenze bei den meisten Versicherungen. Denke bei der Höhe der Absicherung nicht nur an deine Fixkosten sondern auch an zukünftige Krankenversicherung und Altersvorsorge, wenn du berufsunfähig wirst.
Was ist mit der AU-Klausel?
Sehr wertvoll (bis zu 36 Monate Leistung ohne BU-Gradnachweis). In Kombiverträgen oft nicht mit eingeschlossen!
Wichtigste Vertragsoption überhaupt?
Die Nachversicherungsoption (Erhöhung ohne neue Gesundheitsprüfung). So bleibt deine Absicherung auch immer in Höhe deines Einkommen während deiner beruflichen Karriere
7) Mein Fazit für dich
Trenne, was unterschiedliche Aufgaben hat. BU schützt dein Einkommen – das ist existentiell. Altersvorsorge baut dein Vermögen – das ist gestaltbar. In Kombi-Produkten verlierst du oft Flexibilität und Geld.
Sichere als erstes dein Einkommen ab in Form einer individuell auf dich abgestimmten Berufsunfähigkeitsversicherung. Wie das geht habe ich oben erklärt. Erst wenn das steht hast du ein Fundament und kannst dein Vermögen aufbauen.
Wenn du bereits einen Kombinationsvertrag hast, schreibe mir gerne an, wir prüfen die Konstellation kostenlos für dich.
