Wie du deine Krankenakte für BU&PKV aufarbeitest

Ich denke du weißt bereits Bescheid: Wer eine Berufsunfähigkeitsversicherung oder private Krankenversicherung abschließen möchte, muss Gesundheitsfragen beantworten. Beantwortest du diese Fragen falsch, kann sich der Versicherer von der Leistung freisprechen.

Damit das nicht passiert, arbeiten wir im Vorfeld der Beantragung einer Berufsunfähigkeitsversicherung oder PKV deine Krankenhistorie ordentlich auf. Wir haben in den letzten Jahren sicher über 2000 Akten gesichtet und wissen mittlerweile genau, wo wir nachfragen müssen, wo Probleme entstehen und was zu tun ist, wenn zum Beispiel Falschabrechnungen auftauchen.

Im Grunde gibt es 2 unterschiedliche Situationen:

Situation 1 ist, wenn du ganz genau weißt, weswegen du in den letzten 5 Jahren beim Arzt warst. Dann brauchst du deine Krankenakte nicht anfordern. Im Grunde trifft das aber auf sehr wenige Menschen zu. Meist entweder sehr junge Menschen oder oft auch Männer.

Situation 2 liegt vor, wenn du nicht mehr weißt, weswegen du in den letzten 5 Jahren beim Arzt warst. Und wenn es eben auch echt viel war, weil du diverse, gesundheitliche Themen hattest. In dem Fall, empfehlen wir dir, dass du deine Krankenakte anforderst.

Wie fordere ich die Akte an?

Seit 2025 haben wir 2 Möglichkeiten. Entweder du hast Einsicht in deine ePA, dann gehts wohl am schnellsten. Hast du das nicht oder die ePA ist bei dir noch nicht vollständig, kannst du die Krankenakte oder Patientenquittung bei deiner gesetzlichen Krankenkasse anfordern. Achte hier darauf, dass du die Daten aller ambulanten und stationären Arztbesuche MIT Diagnose und der Arbeitsunfähigkeitszeiten anforderst. Nutze dazu gerne auch dieses Formular.

Manche Krankenkassen machen bei der Anforderung Probleme. Hier fällt uns die AOK aus ein paar Bundesländern auf. Wenn du bei deiner Krankenkasse keinen Erfolg hast, fordere die Akte bitte bei der Kassenärztlichen Vereinigung deines Bundeslandes an. Die Kontaktdaten findest du über Google.

Wenn du privat krankenversichert bist, kannst du keine Krankenakte anfordern. Hier hast du deine Arztrechnungen vorliegen und arbeitest dann mit diesen deine Krankenhistorie auf, siehe Schritt 2.

Im Schnitt brauchen die Krankenkassen 2-4 Wochen, um die Akte zu dir nach Hause zu senden.

Wie arbeite ich die Krankenakte auf?

Erstmal die gute Nachricht: Wenn du Kund:in von uns bist und dich dazu entschieden hast, die Berufsunfähigkeitsversicherung oder PKVmit uns abschließen zu wollen, dann brauchst du ab jetzt nichts weiter tun. Du sendest mir die Akte einfach per Email und wir arbeiten die Daten alle auf und bereiten sie für unseren gemeinsamen Termin vor. Im Erstgespräch gehen wir mit dir dann alle Punkte durch und stellen dir Fragen zu den aufgelisteten Arztbesuchen.

Es kann aber ja auch sein, du bist hier anderweitig auf meine Seite und diesen Beitrag gekommen. Deshalb erkläre ich dir jetzt trotzdem, wie du die Akte aufarbeiten kannst. Gehe wie folgt vor:

  1. Erstelle eine Excel-Liste nach dem Schema: Datum Arztbesuch, Name Arzt, abgerechnete Diagnose
  2. Erstelle ein weiteres Feld in der Tabelle in dem du notierst, warum du beim Arzt warst, was behandelt worden ist
  3. Erstelle ein weiteres Feld in dem du angibst, ob du Medikamente verschrieben bekommen hast
  4. Erstelle ein weiteres Feld in dem du angibst, seit wann du zu dem Thema Beschwerde- und Behandlungsfrei bist
  5. Erstelle ein weiteres Feld in dem du angibst, ob du wegen dem Thema krankgeschrieben warst und wenn ja, wie lange.

Wenn du damit fertig bist, kannst du die Behandlungen ggf. noch nach Oberthemen sortieren. Zum einen, wenn du wegen einem Thema über mehrere Wochen oder Monate beim Arzt warst oder zu bestimmten Körperbereichen. Also zum Beispiel “Geschlechtsorgane”, “Atmungsorgane”, “Bewegungsapparat”, “Magen-Darm” oder “Haut”. Das muss aber nicht zwingend sein.

In der Praxis kann das dann also so aussehen:

Was ist mit Arztberichten?

Du musst nicht zwingend zu jedem Arzt gehen, bei dem du in den letzten Jahren beim Arzt warst und dort Berichte oder ähnliches anfordern. Wenn du nur beim Hausarzt warst, ist es manchmal vielleicht einfacher sich dort die Akte fix ausdrucken zu lassen als die Krankenkasse anzuschreiben (siehe Schritt 1). Das geht dann schneller.

In manchen Situationen brauchen wir aber Arztberichte über die Behandlungen. Das wären wie folgt:

  • Krankenhausaufenthalte -> hier den Krankenhausentlassungsbericht
  • MRT Untersuchungen -> hier den Befundbericht
  • Berichte bei Behandlungen in der Notaufnahme (je nach Schwere oder Grund)
  • Abschlussbericht Psychotherapie
  • OP-Bericht nach Operationen
  • Befundbericht nach Magen- und Darmspiegelungen
  • andere Facharztberichte bei bestimmten Themen

Wir handhaben es bei uns so, dass wir nach der Aufarbeitung der Krankenhistorie entscheiden, welche Berichte wir für die anonyme Risikovoranfrage noch benötigen. Erst machen wir uns einen Überblick und dann entscheiden wir. Bei kleineren Themen ist nicht immer unbedingt ein Arztbericht erforderlich. Bei größeren Themen schon. Da das individuell ist, besprechen wir das dann auch individuell mit dir.

Was mache ich mit falschen Diagnosen?

Falsche Diagnosen kommen immer mal in der Krankenakte vor. Ich habe hierzu auch schon einen gesonderten Beitrag geschrieben.

Im Grunde entsteht eine falsche Diagnose ja meist trotzdem bei einem Arztbesuch. Der Arztbesuch selber ist also in der o.g. Tabelle aufzuführen. Also weswegen warst du dort, warum und wie wurdest du behandelt etc.! Wenn man jetzt von der falschen Diagnose weiß, muss man sie auch angeben. Wie sie zu Stande gekommen ist, erklären wir mit dem eigentlichen Arztbesuch. Wenn die Diagnose gravierend ist, arbeiten wir gerne mit einem Attest vom Arzt, der das dann “gerade rückt”. Nicht immer sind die Ärzte hier aber kooperativ, deswegen haben wir als 2. Möglichkeit eine Stellungnahme. Hier erklärst du nochmal schriftlich in ein paar Sätzen, wie es zu der Situation kam. Schau dir dazu gerne den eben verlinkten Beitrag an.

Hab auch hier keine Angst. Das erleben wir tag täglich und wir werden solche Themen so mit dir aufarbeiten, dass sie keine Probleme darstellen werden.

Wie gehts es weiter?

Jetzt sind deine Unterlagen alle perfekt aufgearbeitet. Wenn du mit uns zusammenarbeitest, stellen wir jetzt alles zusammen, anonymisieren die Unterlagen und starten die anonyme Risikovoranfrage. Und dann schauen wir, welche Versicherung dich wie versichern würde. Danach gehen wir weiter in die Beratungstermine und zeigen dir die Ergebnisse der anonymen Risikovoranfrage.

07.06.2025 | Berufsunfähigkeitsversicherung, Vor dem BU-Versicherungsantrag

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