Berufsunfähigkeitsversicherung für Rechtsanwälte (und andere Kammerberufe)

Als Rechtsanwalt oder Rechtsanwältin, aber auch in anderen Kammerberufen wie z. B. in Steuerberatung oder Notariat fühlt man sich in der Regel sehr gut abgesichert. Auf den zweiten Blick wird aber schnell deutlich: Das Versorgungswerk oder die Wirtschaftsprüferkammer haben zwar viele Vorteile, eine Absicherung für Berufsunfähigkeit gehört aber nicht dazu.

Warum das so ist und wie hoch deine Chancen sind, eine BU-Rente vom Versorgungswerk zu erhalten, klären wir im folgenden Blogartikel. Stellvertretend auch für andere Kammerberufe erklären wir dir am Beruf Rechtsanwalt, wie wichtig eine Berufsunfähigkeitsversicherung ist und wie du einen guten Vertrag erkennst.


Warum benötigt man auch als Rechtsanwalt eine Berufsunfähigkeitsversicherung? Welche Leistungen kommen im Ernstfall vom Versorgungswerk?

Viele Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte verlassen sich auf ihr Versorgungswerk, wenn es um die Absicherung gegen Berufsunfähigkeit geht. Allerdings ist die Leistungsvoraussetzung dort sehr streng: Eine Rente wird nur gewährt, wenn die anwaltliche Tätigkeit vollständig und dauerhaft nicht mehr ausgeübt werden kann. Du musst also zu 100 % berufsunfähig sein, darfst also deiner Tätigkeit nicht mehr nachgehen! 

Dass deutlich weniger als 1 % der Mitglieder im Versorgungswerk eine BU-Rente erhalten, spricht eine deutliche Sprache: Die Hürden sind so hoch, dass fast nie gezahlt wird. Zudem ist die Höhe der Rente in der Regel bei weitem nicht ausreichend, um den Lebensstandard halten zu können. Hinzu kommt, dass es keinen sicheren Inflationsausgleich gibt und die Rente zu einem sehr hohen Anteil versteuert werden muss.

Allein diese Fakten zeigen, dass eine private Absicherung gegen Berufsunfähigkeit ein absolutes Muss ist. Im Gegensatz zum Versorgungswerk leisten private Berufsunfähigkeitsversicherungen bereits bei einer Berufsunfähigkeit ab 50 %. Nur so lassen sich auch finanzielle Risiken im Falle einer teilweisen Berufsunfähigkeit abfedern.


Berufsunfähigkeitsrente – Versicherung vs. Versorgungswerk

VersorgungswerkPrivate Berufsunfähigkeitsversicherung
LeistungsvoraussetzungAb 100 % Berufsunfähigkeit; vollständige Einstellung der anwaltlichen Tätigkeit erforderlichBereits ab 50 % Berufsunfähigkeit; teilweise Ausübung des Berufs möglich

Rückgabe der Zulassung
Erforderlich für LeistungsanspruchNicht erforderlich; Zulassung kann behalten werden
VerweisbarkeitAbstrakte Verweisung möglich; Verweis auf andere TätigkeitenKeine abstrakte Verweisung bei richtigem Vertrag; Schutz des zuletzt ausgeübten Berufs
Höhe der RenteDurchschnittlich weniger als 2000 € monatlichIndividuell wählbar; Anpassung an Lebensstandard möglich
Steuerliche BehandlungVoll versteuert nach § 22 EStGBesteuerung nur des Ertragsanteils, Freibetrag beachten
InflationsausgleichKeine garantierte DynamisierungDynamisierung und Nachversicherungsgarantien möglich
GesundheitsprüfungKeine Gesundheitsprüfung bei EintrittGesundheitsprüfung erforderlich; individuelle Risikobewertung
WartezeitJe nach Satzung; teilweise bis zu 5 JahreKeine Wartezeit; sofortiger Schutz nach Vertragsbeginn
RechtssicherheitSatzungsänderungen möglich; unbestimmte RechtsbegriffeVertraglich festgelegte Bedingungen; hohe Rechtssicherheit
LeistungsbearbeitungTeilweise komplexe Verfahren; geringe TransparenzKlare Prozesse; professionelle Unterstützung im Leistungsfall

Natürlich hat die Berufsunfähigkeitsrente vom Versorgungswerk auch ihre Berechtigung und ist sicherlich ein Nice-to-have, schließlich ist sie auch kostenlos mitversichert. Als alleinige Vorsorge ist sie aber absolut nicht ausreichend.


Wie wahrscheinlich ist eine Berufsunfähigkeit als Rechtsanwalt und was sind die häufigsten Gründe?

Obwohl der Beruf des Rechtsanwalts nicht zu den körperlich belastenden Tätigkeiten zählt, ist das Risiko einer Berufsunfähigkeit nicht zu unterschätzen. Den Trugschluss, dass bei einer hauptsächlich sitzend ausgeübten Schreibtischtätigkeit doch eigentlich nichts passieren kann, hören wir oft. Die häufigsten Gründe für die Berufsunfähigkeit als Rechtsanwalt zeigen aber schon, warum es sich hierbei um einen Denkfehler handelt:

Wie du siehst, gehören psychische Erkrankungen wie Burn-out oder Depressionen zu den häufigsten Ursachen. Diese können auch bzw. sogar verstärkt Schreibtischarbeiter treffen und korrelieren zudem auch mit hohen beruflichen Anforderungen und einem hohen Arbeitsdruck, wie er bei Rechtsanwälten häufig spürbar ist. Auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs oder Erkrankungen des Bewegungsapparates führen oft dazu, dass die anwaltliche Tätigkeit nicht mehr ausgeübt werden kann. 

Statistiken zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit, als Rechtsanwalt oder Rechtsanwältin im Laufe des Lebens berufsunfähig zu werden, bei etwa einem Fünftel liegt! Es handelt sich also durchaus um eine ernsthafte Bedrohung, vor der niemand 100%-tig sicher ist. Daher ist es wichtig, dass du dich frühzeitig mit dem Thema Berufsunfähigkeit auseinandersetzt und entsprechende Vorkehrungen triffst.


Worauf muss man bei einer Berufsunfähigkeitsversicherung als Rechtsanwalt speziell achten? Welche Klauseln sollte ich vermeiden?

Beim Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung solltest du auf bestimmte Vertragsklauseln achten. Wichtig ist der Verzicht auf die sogenannte abstrakte Verweisung, die es dem Versicherer ermöglichen würde, dich auf andere Tätigkeiten zu verweisen, die du theoretisch ausüben könntest. Zudem sollte der Vertrag eine hohe Nachversicherungsgarantie enthalten, die es dir ermöglicht, die Versicherungssumme ohne erneute Gesundheitsprüfung anzupassen. Das ist wichtig, weil es Sinn ergibt, als Student erst einmal mit einer niedrigeren Summe zu starten und diese mit steigendem Einkommen und Lebensstandard zu erhöhen.

Auch eine Beitragsdynamik, die die Versicherungssumme regelmäßig an die Inflation anpasst, ist empfehlenswert und dazu die Leistungsdynamik, die deine Berufsunfähigkeitsrente auch im Leistungsfall sicher steigen lässt. Ebenso sollte die Arbeitsunfähigkeitsklausel aufgenommen werden. Zudem gibt es spezielle, vereinfachte Gesundheitsfragen für Rechtsanwälte, die wir im Rahmen unserer BU-Prozesses berücksichtigen.


Wie setze ich die Höhe meiner Berufsunfähigkeitsversicherung sinnvoll fest?

Die Höhe der Berufsunfähigkeitsrente solltest du so wählen, dass sie im Ernstfall deinen Lebensstandard absichert. Experten empfehlen, etwa 80 % des aktuellen Nettoeinkommens abzusichern. Auch deine Altersvorsorge und deine Krankenversicherung solltest du im Idealfall weiterhin bedienen können, um eine Rentenlücke im Alter zu vermeiden.

Außerdem raten wir dir dazu, die Versicherungssumme regelmäßig zu überprüfen und anzupassen, sobald es größere Veränderungen im Einkommen oder der Lebenssituation gibt.


Fazit

Wir können also festhalten: Für Rechtsanwälte und andere Kammerberufe ist eine zusätzliche private Berufsunfähigkeitsversicherung unerlässlich. Die Leistungen der Versorgungswerke sind im Ernstfall oft unzureichend, gerade dann, wenn du nur teilweise berufsunfähig wirst. Eine private Absicherung bietet flexiblere und umfassendere Leistungen und sichert dir deinen Lebensstandard im Falle einer Berufsunfähigkeit. Je jünger du bist, wenn du dich um eine passende Absicherung kümmerst, desto günstiger und umfassender ist in der Regel der Tarif!

25.04.2025 | Berufsunfähigkeitsversicherung, BU & Berufe

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