Handwerker haben oft einen besonders vielseitigen Berufsalltag – von Bürotätigkeiten bis hin zu körperlich anstrengenden Arbeiten ist häufig alles dabei. Dieses anspruchsvolle Tätigkeitsfeld macht es umso wichtiger, als Handwerker in eine gute Berufsunfähigkeitsversicherung zu investieren, denn das Risiko für einen dauerhaften Ausfall ist höher als in anderen Berufen.
In diesem Artikel erfährst du, welche Vorteile dir eine Berufsunfähigkeitsversicherung für Handwerksberufe bietet, worauf genau bei der Risikobeurteilung geachtet wird und wie du den besten Tarif für dich findest. Außerdem erhältst du wertvolle Tipps für die richtige Antragstellung und zu wichtigen Klauseln in deinem Vertrag.
Warum ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung für Handwerksberufe absolut notwendig?
Handwerksberufe zeichnen sich durch hohe körperliche Belastungen und spezifische Gesundheitsrisiken aus. Die Arbeit findet häufig draußen, bei jedem Wetter und oft unter Zeitdruck statt. Wenn du zum Beispiel als Dachdecker tätig bist, bedeutet das ständige körperliche Anstrengung in großen Höhen – eine Kombination, die auf Dauer körperliche Spuren hinterlassen kann.
Die Unfallquote im Baugewerbe liegt bei über 50 Arbeitsunfällen pro 1.000 Vollzeitstellen – das ist fast dreimal so hoch wie in anderen Branchen. Doch nicht nur körperliche Verletzungen führen zur Berufsunfähigkeit. Auch psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Burnout sind im Handwerk keine Seltenheit – gerade bei Selbstständigen, die den Betrieb oft allein schultern müssen.
Über 60% der Handwerker in Deutschland werden vor dem Renteneintritt berufsunfähig.
Eine Berufsunfähigkeitsversicherung kann dich im Ernstfall vor dem finanziellen Absturz bewahren. Ohne Einkommen, aber mit laufenden Verpflichtungen – sei es die Finanzierung der Werkstatt, Leasingraten für Geräte oder die private Miete – kann ein beruflicher Ausfall sonst existenzbedrohend werden.
Die gesetzliche Erwerbsminderungsrente ist in den meisten Fällen viel zu niedrig, um den Lebensstandard zu halten und wird für dich als Handwerker auch erst gezahlt, wenn du in KEINEM Beruf mehr arbeiten kannst. Der Staat wird dich also immer in einen Büroberuf verweisen können.
Was sind die häufigsten Gründe für eine Berufsunfähigkeit bei Handwerker?
Die Ursachen für die Berufsunfähigkeit bei Handwerkern sind vielfältig – und nicht immer offensichtlich. Klar ist: Wer auf einem Gerüst balanciert, riskiert Verletzungen aufgrund schwerer Unfälle. Diese und Erkrankungen des Bewegungsapparates sind bei Handwerkern der Hauptgrund, warum sie berufsunfähig werden.
Ständige Überkopfarbeiten, schweres Heben oder monotone Bewegungen führen oft zu Bandscheibenvorfällen, Arthrose oder chronischen Schmerzen und schon erwähnten Arbeitsunfälle. Dazu kommen laut BG Bau rund 3000 Verdachtsfälle von weißem Hautkrebs oder 1500 Fälle von Lungenkrebs in Verbindung mit Asbest.
All das zeigt: Berufsunfähigkeit trifft oft die, die ihren Job mit vollem Einsatz erledigen – und kommt nicht selten sehr plötzlich.
Wie unterscheidet sich eine Berufsunfähigkeitsversicherung für Handwerker in der Risikobewertung von anderen Berufen?
Versicherungen denken in Kategorien. Aus diesem Grund sind Handwerker für viele Gesellschaften sogenannte Risiko-Berufe, denn das Ausfallrisiko ist statistisch erhöht. Die Wahrscheinlichkeit, dass du als Handwerker in Ausübung deines Berufes berufsunfähig wirst, ist viel größer als bei einem kaufmännischen Beruf. Die Folge sind deutlich höhere Beiträge.
Das hat auch finanzielle Auswirkungen: Ein Steuerberater muss für denselben Versicherungsschutz teilweise nur die Hälfte von dem zahlen, was ein Fliesenleger zahlt. Das erscheint ungerecht – ist aber sicher nachvollziehbar, wie oben schon erklärt.
Ein Tischler oder Schreiner würde, je nach Eintrittsalter, für eine BU-Rente von 1000Euro zwischen 100Euro und 200Euro im Monat zahlen müssen.
Was wirkt alles auf die Risikobewertung ein? Wann sollte ich meine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen, um den günstigsten Tarif zu ergattern?
Mehrere Faktoren bestimmen, wie hoch dein monatlicher Beitrag für deine Berufsunfähigkeitsversicherung ausfällt:
- Dein Alter beim Vertragsabschluss: Je jünger, desto günstiger. Mit 25 zahlst du oft nur halb so viel wie mit 40 – und das bei gleicher Leistung. Viele Versicherer gewähren sogar spezielle Einstiegstarife für Auszubildende.
- Dein aktueller Gesundheitszustand: Vorerkrankungen können zu Risikozuschlägen führen oder zu Ausschlüssen. Ein kleiner Bandscheibenvorfall kann schon Probleme bereiten. Auch hier gilt: Je früher du abschließt, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass dir gesundheitliche Altlasten im Weg stehen.
- Dein Beruf und dein Tätigkeitsfeld: Nicht jeder Handwerker ist gleich gefährdet. Innenausbauer, Elektroniker oder Tischler haben etwas günstigere Beiträge zu erwarten als Gerüstbauer oder Dachdecker. Auch ein Meisterbrief kann deinen Beitrag um bis zu 15% reduzieren oder tägliche Büroarbeiten im Arbeitsalltag
- Deine Hobbys: Riskante Freizeitaktivitäten wie Klettern, Motorradrennen oder Tauchen beeinflussen die Bewertung zusätzlich stark.
Welche Handwerksberufe gelten bei Abschluss der Berufsunfähigkeitsversicherung als die gefährlichsten?
In manchen Berufen ist es besonders schwer, eine gute Berufsunfähigkeitsversicherung zu bekommen. Dazu zählen zum Beispiel die folgenden Berufe:
Beruf | Typische Risiken |
Dachdecker | Abstürze, Hitze, körperliche Belastung |
Gerüstbauer | Abstürze, schwere Materialien, Klima |
Maurer & Maler | Rückenprobleme, Lärm, Staub |
Fleischer | Schnittverletzungen, Maschinenunfälle |
Zimmerer | Arbeiten in Höhe, schwere Bauteile |
Je nachdem, wie deine Tätigkeit genau aussieht, kann eine gute Dokumentation (z. B. durch Meisterbrief, Fortbildungen oder Stellung im Betrieb) helfen, dich in eine günstigere Risikoklasse einzustufen. Gerade organisatorische Tätigkeiten solltest du im Antrag immer angeben und es nicht nur bei dem allgemeinen Berufstitel belassen.
Worauf sollte ich bei meinem Vertrag achten? Welche Klauseln sollte ich vermeiden?
Eine der wichtigsten Regelungen in BU-Verträgen betrifft die sogenannte abstrakte Verweisung: Manche Versicherer behalten sich vor, dich auf einen „zumutbaren anderen Beruf“ zu verweisen, den du theoretisch noch ausüben könntest – unabhängig davon, ob du dafür ausgebildet bist oder ob er deinem bisherigen Lebensstandard entspricht. Besser ist es, wenn dein Vertrag ausdrücklich auf diese abstrakte Verweisung verzichtet. So bist du wirklich gegen das Risiko abgesichert, deinen aktuellen Beruf nicht mehr ausüben zu können – und nicht irgendeinen beliebigen anderen.
An dieser Stelle kann ich dich aber beruhigen. Weit über 90% der Tarife heutzutage haben den Verzicht auf die abstrakte Verweisung enthalten. Der Versicherer kann also nicht sagen: “Handwerker geht nicht mehr, aber im Büro können Sie doch arbeiten!” und leistet dann nicht. Du bist als mit dieser Klausel immer in deinem zuletzt ausgeübten Beruf versichert und bekommst die Leistung aus der Berufsunfähigkeitsversicherung, wenn du nicht mehr als Handwerker arbeiten kannst.
Ebenso essentiell ist die Nachversicherungsgarantie. Denn dein Leben entwickelt sich weiter – du verdienst mehr, baust vielleicht ein Haus oder bekommst Kinder. Dann sollte auch deine BU-Rente mitwachsen können, ohne dass du jedes Mal wieder eine Gesundheitsprüfung über dich ergehen lassen musst. Gute Verträge ermöglichen dir genau das: Sie lassen Raum für Veränderungen, ohne dass du deinen Versicherungsschutz riskierst.
Weitere Bausteine wie die Beitragsdynamik, die Leistungsdynamik oder die AU-Klausel sind wichtige Bausteine für deine Berufsunfähigkeitsversicherung.
Gibt es Alternativen zur Berufsunfähigkeitsversicherung für Handwerker?
Eine wichtige und bekannte Alternative ist die Grundunfähigkeitenversicherung. Sie ist meist für Handwerker die preiswertere aber bessere Alternative. Sie versichert dich auch mit einer monatlichen Rente beim Verlust von Fähigkeiten und Fertigkeiten wie z.B. Treppensteigen, Bewegen der Hand oder des Armes, Knien und Bücken und vieles mehr. Ich habe dazu schon einen umfangreichen Blogbeitrag geschrieben, den du hier findest.
Ebenso solltest du als Handwerker als Ergänzung für deine Berufsunfähigkeitsversicherung an eine Unfallversicherung denken! Sie ersetzt die Absicherung aber nicht.
Wie genau wir dich versichern können, finden wir in unserem BU-Prozess raus. Wir arbeiten hier erst deine Krankenhistorie auf, stellen eine anonyme Risikovoranfrage und schauen dann, welcher Versicherer dich im Bereich Berufsunfähigkeits- oder Grundfähigkeitenversicherung am besten versichert.