Der Unterschied zwischen Berufsunfähigkeit und Erwerbsunfähigkeit

Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) vs. Staatliche Erwerbsminderungsrente: Was du wissen solltest

In den letzten Tagen fragte uns eine Kundin: Was ist eigentlich der Vorteil einer Berufsunfähigkeitsversicherung im Vergleich zu einer Erwerbsminderungsrente? In der Frage steckt ja irgendwie auch noch eine zweite Frage, nämlich: Wieso brauche ich denn eine Berufsunfähigkeitsversicherung, wenn ich doch Leistungen vom Staat erhalten kann? Tatsächlich bieten beide Optionen eine Form der Absicherung deiner Arbeitskraft, doch die Unterschiede sind erheblich. Der Teufel steckt mal wieder im Detail und daher schauen wir uns das jetzt mal genauer an. 

Wann leistet die Berufsunfähigkeitsversicherung?

Die Berufsunfähigkeitsversicherung leistet, wenn du aufgrund einer Krankheit oder eines Unfalls in deinem zuletzt ausgeübten Beruf für mindestens sechs Monate nicht mehr als 50% arbeiten kannst. Das bedeutet, dass du eine finanzielle Unterstützung erhältst, sobald du in deinem Beruf nicht mehr arbeiten kannst. Du musst also nicht völlig erwerbsunfähig sein. Der Versicherer wird dich nicht in einen anderen, vielleicht einfacheren Beruf verweisen! Er zwingt dich auch nicht umzuschulen oder durch eine heftige Umorganisation deines Arbeitsplatzes arbeiten zu müssen.

Quelle: Morgen & Morgen: https://morgenundmorgen.com/magazin/existenz/bu-statistiken-2022

Wann bekommst du die staatliche Erwerbsminderungsrente?

Die staatliche Erwerbsminderungsrente bekommst du erst, wenn du dauerhaft in keinem Beruf mehr als drei bis sechs Stunden täglich arbeiten kannst. Hier wird also nicht auf deinen bisherigen Beruf abgestellt, sondern auf die allgemeine Fähigkeit, irgendeine Tätigkeit auszuüben. Diese Hürde ist wesentlich höher, was bedeutet, dass viele, die in ihrem Beruf stark eingeschränkt sind, dennoch keine Erwerbsminderungsrente erhalten. Die Wahrscheinlichkeit, dass du diese Definition erreichst, ist sehr gering. Deswegen bekommen auch so wenig Menschen Leistungen vom Staat. Nur in diesen Fällen hast du Anspruch auf eine teilweise oder volle Erwerbsminderungsrente:

  • Gesetzliche Rentenversicherung: In den letzten 5 Jahren hast du mindestens 36 Monate in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt.
  • Teilweise Erwerbsminderung: Du kannst täglich nur noch drei bis sechs Stunden in irgendeinem Beruf arbeiten.
  • Volle Erwerbsminderung: Du kannst täglich nur noch maximal drei Stunden in irgendeinem Beruf arbeiten.

Höhe der Leistungen: Flexibilität vs. Einschränkungen

Neben der Definition nicht mehr arbeiten gehen zu können gibt es noch einen weiteren, großen Vorteil der Berufsunfähigkeitsversicherung, nämlich die Flexibilität bei der Höhe der Rente. Du kannst selbst bestimmen, wie hoch deine BU-Rente sein soll, natürlich bis zur maximalen Versicherungssumme. Dies ermöglicht dir, deine Absicherung individuell an deine finanziellen Bedürfnisse und Lebensstandards anzupassen.

Im Gegensatz dazu beträgt die Rente der staatlichen Erwerbsminderungsversicherung maximal 40 Prozent deines durchschnittlichen Einkommens während deines gesamten Erwerbslebens. Tatsächlich liegt dieser Wert oft deutlich darunter. Im Jahr 2022 haben Betroffene durchschnittlich gerade einmal 933€ Erwerbsminderungsrente im Monat erhalten (nach Abzug der Beiträge für Kranken- und Pflegeversicherung, netto vor Steuern). Jetzt kannst du dich fragen, ob diese stark eingeschränkte Leistung für dich ausreichend ist, um deinen gewohnten Lebensstandard aufrechtzuerhalten. In vielen Fällen wird dies nicht möglich sein.

Ein praktisches Beispiel

Stell dir vor, du bist Handwerker und verdienst 3.000 Euro netto im Monat. Wenn du durch eine Krankheit oder einen Unfall nur noch zur Hälfte arbeiten kannst, würdest du mit deiner BU, die zum Beispiel eine monatliche Rente von 2600 Euro vorsieht, genau diese Summe erhalten. So kannst du deinen Lebensstandard weitestgehend halten.

Bei der staatlichen Erwerbsminderungsrente würdest du hingegen nur dann eine Leistung erhalten, wenn du in keinem anderen Beruf mehr als drei oder sechs Stunden täglich arbeiten kannst. Die Höhe der Rente wäre in diesem Fall maximal 1.200 Euro, oft aber deutlich weniger, was deinen Lebensstandard erheblich senken könnte.

Gerne noch ein privates Beispiel aus der Familie

Mein Papa wurde mit Anfang 50 auf einem Auge blind. Er konnte in seinem Beruf in der Industrie nicht mehr arbeiten. Er stellte den Antrag auf Erwerbsminderungsrente und dieser wurde abgelehnt. Die Begründung war, er könnte doch im Büro arbeiten. Wie soll ein Mann, Baujahr 1954, auf einem Auge blind und ohne jegliche Erfahrung mit kaufmännischen Arbeiten, geschweige denn einer entsprechenden Ausbildung, im Büro arbeiten? Richtig: Überhaupt nicht. Sämtliche Bewerbungen wurden abgelehnt. Also klagten meine Eltern vor dem Sozialgericht und verloren. Mein Papa bekam erst die Erwerbsminderungsrente, als er ein paar Jahre später auf beiden Augen blind war.

Warum ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung so wichtig?

Warum sie so wichtig ist und für dich eigentlich unverzichtbar, habe ich dir am oben genannten Beispiel sicher verdeutlichen können. Mach dich nicht vom Staat abhängig. Entscheide selber, wie es dir finanziell geht, wenn dir was passiert.

Kein Zwang einer eventuellen Umschulung, kein Zwang im gesundheitlich schlechtem Zustand doch arbeiten gehen zu müssen. Kein Zwang trotz Bezug einer Erwerbsminderungsrente doch noch nebenbei arbeiten gehen zu müssen, weil das Geld nicht reicht. Mit deiner privaten Berufsunfähigkeitsversicherung bist du immer in deinem zuletzt ausgeübten Beruf versichert. Egal was du machst: Geht das nicht mehr, bekommst du deine Leistung.

Die staatliche Erwerbsminderungsrente allein reicht oft nicht aus, um den Lebensstandard zu sichern. Dort ist jeder soziale Abstieg hinzunehmen.

Je höher dein beruflicher Status z. B. hinsichtlich Einkommen, Qualifikation und Verantwortungslevel ist, desto wichtiger ist die Absicherung deines Statuserhalts und desto sinnvoller der Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung.

16.08.2024 | Berufsunfähigkeitsversicherung

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