Einige Arbeitgeber bieten für ihre Arbeitnehmer einen vereinfachten Zugang zur Berufsunfähigkeitsversicherung über die Firma, die betriebliche Berufunfähigkeitsversicherung.
Die Darstellungsmöglichkeiten sind hier unterschiedlich. Das kann eine BU-Absicherung in Kombination mit einem Altersvorsorgevertrag sein oder auch eine selbstständige Berufsunfähigkeitsversicherung.
Grundsätzlich ist dieser Weg interessant für alle, die auf dem normalen, privaten Wege keine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen können. Denn die Absicherungen über den Arbeitgeber gehen meistens mit vereinfachten oder garkeine Gesundheitsfragen einher.
Trotzdem muss man hier aufpassen, denn der Teufel steckt im Detail und die Berufsunfähigkeitsversicherung über den Arbeitgeber bringt auch einige Nachteile mit sich. Leider überwiegen diese, deswegen sollte der Weg über den Arbeitgeber nur der letzte Weg sein.
Die Nachteile
- Dein Arbeitgeber entscheidet, bei welcher Versicherung die Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen wird. Somit kann es sein, und das kommt nicht selten vor, dass hier nicht die Qualität der Bedingungen im Vordergrund steht sondern vielleicht auch die freundschaftliche Beziehung zum Versicherungsmakler oder Vertreter deines Chefs
- Oft liegt dem Konzept ein Gruppenvertrag zu Grunde. Dieser Gruppenvertrag wird mit einheitlichen Durchschnittbeiträgen gestaltet. Für ältere Menschen oder Menschen, die körperlich tätig sind, ist das ein Vorteil. Für akademische Berufe mit hohem kaufmännischen Anteil bedeutet das in der Regel höhere Beiträge als der private Vertrag
- Oft ist auch die Laufzeit beschränkt. Also nicht bis zum 67. Lebensjahr, wie wir dringend empfehlen, sondern zum Beispiel zur bis 63 oder 65.
- Ebenso ist die maximal mögliche BU-Rentenhöhe gedeckelt. Das heißt bei Summe X ist Schluss. Somit kann passieren, dass du dein Einkommen nicht vollumfänglich absichern kannst. In jungen Jahren mag dich das ggf. noch nicht so stören. Wenn du aber später im Arbeitsleben deutlich mehr verdienst, aber eine große Lücke zwischen Einkommen und Absicherung klafft, die du nicht schließen kannst, ist das nicht optimal
- wichtige Leistungspakete wie die Leistungsdynamik oder die Arbeitsunfähigkeitsklausel kannst du nicht dazubuchen. Im Leistungsfall bekommst du dann schnell ein Inflationsproblem, wenn du über mehrere Jahre Berufsunfähig bist.
- Versicherungsnehmer des Vertrages ist dein Arbeitgeber. Im Leistungsfall muss er die Ansprüche des Arbeitnehmers durchsetzen. Ebenso gehen die Unterlagen mitunter auch alle über seinen Tisch (Krankengeschichte etc.)
- deine Berufsunfähigkeitsrente aus einer betrieblichen Gestaltung werden voll versteuert. Du zahlst also die vollen Beiträge für Kranken- und Pflegeversicherung und Steuern. Du musst also eine viel höhere BU-Rente abschließen, als im Privatvertrag, was aber oft nicht geht, wie oben beschrieben.
- Bei einem Arbeitgeberwechsel kannst du die BU nicht auf deinen neuen Arbeitgeber übertragen. Im schlimmsten Falle musst du dann die Berufsunfähigkeitsversicherung neu abschließen und wirst somit teurer eingestuft und musst Gesundheitsfragen beantworten
- sollte die private Weiterführung deines Vertrages nach einem Arbeitgeberwechsel möglich sein, entfällt der ggf. veranschlagte Gruppenrabatt über die Firma und ebenso die Einsparnisse bei der Sozialversicherung. Der Vertrag wird also deutlich teurer
- vereinfachte Gesundheitsfragen sind auf den ersten Eindruck vielleicht einfacher, weil es weniger sind, als in einem klassischen Antrag zur Berufsunfähigkeitsversicherung. Nicht selten werden diese aber so offen gestellt, dass trotzdem sehr viel angegeben werden muss.
Die Vorteile
- Wenn dein Arbeitgeber dir den Zugang zu einer betrieblichen Berufunfähigkeitsversicherung gewährt, wird der Beitrag hierfür auch von diesem bezuschusst. Das sind aktuell mindestens 15%.
- Durch die Gruppentarife kann es möglich sein, dass ein Rabatt für alle Versicherten gewährt wird
- die Gesundheitsfragen sind stark vereinfacht oder es gibt überhaupt keine Gesundheitsfragen
- bei keinen Gesundheitsfragen greift die sogenannte „Dienstobliegenheitserklärung„. Hier bestätigt der Arbeitgeber, dass du als Arbeitnehmer bei Unterschrift des Vertrags arbeitsfähig und nicht behindert bist und in den letzten Jahren nicht länger arbeitsunfähig warst.
- Der Beitrag wird, wie bei einer betrieblichen Altersvorsorge, vom Bruttogehalt bezahlt. Du sparst dir hier also Steuern und Sozialversicherungsbeiträge.
Fazit
Wie oben schon erwähnt, kann die betriebliche Berufsunfähigkeitsversicherung über den Arbeitgeber eine Alternative für sehr kranken Menschen sein, die am freien Markt keine Berufsunfähigkeitsversicherung mehr bekommen. Wie alle anderen, sollte die nur eine Ergänzung zur privaten Absicherung sein, da sie langfristig zu viele Nachteile mit sich bringt und dir nicht die Möglichkeit bietet, dich über dein gesamtes Arbeitsleben richtig abzusichern.