Wer selbstständig ist, muss sich um seine finanzielle und gesundheitliche Absicherung selbst kümmern. Gerade, wer am Anfang der Selbstständigkeit steht, ist oft schockiert darüber, wie groß der Anteil am Umsatz ist, der in Krankenkasse und Versicherungen fließt. Hier zu sparen ist allerdings der falsche Weg, denn ohne diese Absicherungen drohen große und unlösbare, finanzielle Probleme. Das gilt auch für die Berufsunfähigkeitsversicherung, die für Selbstständige unerlässlich ist.
Im heutigen Blogbeitrag möchte ich dir daher erläutern, warum du als selbstständige Person auf keinen Fall deine Berufsunfähigkeitsversicherung vernachlässigen darfst, auf welche Besonderheiten du beim Abschluss achten musst und woran du einen passenden Tarif erkennst.
Berufsunfähigkeitsversicherung für Selbstständige: Warum ist sie so wichtig?
Wer selbstständig ist, trägt nicht nur die Verantwortung für den eigenen Erfolg, sondern auch für die komplette finanzielle Absicherung. Anders als Angestellte haben Selbstständige meist keinen Anspruch auf Leistungen aus der gesetzlichen Erwerbsminderungsrente, es sei denn, sie haben sich freiwillig zusätzlich abgesichert. Aber selbst dann ist der Betrag meistens viel zu gering, um deinen Lebensstandard zu halten. Damit du mal ein Gefühl dafür bekommst: Die durchschnittliche Erwerbsminderungsrente liegt aktuell bei 972 Euro im Monat.
Ohne private Vorsorge kann eine plötzliche Krankheit oder ein Unfall existenzbedrohend sein. Gerade in den ersten Jahren der Selbstständigkeit, wenn die Einnahmen noch schwanken, fällt es vielen aber schwer, sich umfassend abzusichern. Doch genau dann wäre es besonders fatal, auf Schutz zu verzichten.
Eine Berufsunfähigkeitsversicherung ist unverzichtbar — und das aus mehreren Gründen:
- Fehlende gesetzliche Absicherung: Selbstständige sind nicht automatisch in der gesetzlichen Rentenversicherung pflichtversichert.
- Existenzsicherung: Ohne regelmäßiges Einkommen steht nicht nur dein Lebensstandard, sondern oft auch dein Unternehmen auf dem Spiel.
- Hohe finanzielle Verpflichtungen: Miete für Büros, Leasingraten für Betriebsausstattung oder Kredite laufen weiter.
- Kein Arbeitgeberzuschuss: Während Angestellte oft Zuschüsse zu Versicherungen erhalten, trägst du als Selbstständige die Kosten komplett allein.
- Steigende Risiken: Psychische Erkrankungen, Bewegungsapparat-Schäden und Krebserkrankungen nehmen weiter zu.
- Individuelle Risikoabsicherung: Eine BU-Versicherung kann exakt auf deine berufliche Situation und deine Bedürfnisse zugeschnitten werden.
Ohne Berufsunfähigkeitsversicherung würdest du im schlimmsten Fall auf Sozialhilfe angewiesen sein (wenn du sie denn bekommst) und müsstest ggf. dein Unternehmen aufgeben.
Was sollte die Berufsunfähigkeitsversicherung für Selbstständige alles abdecken?
Damit du im Ernstfall wirklich geschützt bist, solltest du bei der Tarifauswahl auf einige Punkte besonders achten. Zentral ist die Definition der Berufsunfähigkeit: Gute Policen erkennen dich bereits als berufsunfähig an, wenn du weniger als 50 % deiner bisherigen Tätigkeit ausüben kannst — und zwar gemessen an deinem konkreten Beruf, nicht irgendeiner beliebigen Tätigkeit.
Achte außerdem auf einen Verzicht auf die abstrakte Verweisung. Ohne diesen könnte dich der Versicherer sonst auf einen anderen Beruf verweisen, der mit deiner eigentlichen Qualifikation oder deinem bisherigen Einkommen nichts zu tun hat.
Besonders sinnvoll für Selbstständige sind darüber hinaus Bausteine wie eine Nachversicherungsgarantie (wichtig bei Veränderungen deines Unternehmens oder Einkommens), eine echte Beitragsdynamik und Leistungsdynamik und die AU-Klausel.
Wie hoch sollte die Berufsunfähigkeitsrente sein?
Die Höhe der Berufsunfähigkeitsrente solltest du realistisch kalkulieren, sodass du im Falle einer Berufsunfähigkeit auch bequem weiter deinen Alltag bewältigen kannst. Bei den meisten Versicherern kannst du maximal 60% deines Bruttoeinkommens oder 80% deines Nettoeinkommens absichern.
Vergiss nicht, auch weitere laufende Kosten wie deine Krankenversicherungsbeiträge oder die Sparraten für deine Altersvorsorge einzukalkulieren. Viele Selbstständige unterschätzen diese Punkte und landen so im Ernstfall in finanziellen Engpässen.
Gibt es Besonderheiten, auf die Selbstständige bei einer Berufsunfähigkeitsversicherung achten müssen?
Ja, und diese können entscheidend sein. Selbstständige müssen besonders sorgfältig auf die sogenannte Umorganisationsklausel achten. Diese Klausel erlaubt es Versicherern, eine Leistung abzulehnen, wenn sie der Ansicht sind, dass du deinen Betrieb durch eine Umorganisation – beispielsweise durch Einstellung eines Geschäftsführers oder geänderte Aufgabenverteilung – weiterführen könntest.
Gute Tarife haben keine Umorganisationspflicht oder begrenzen diese Umorganisationspflicht klar: Sie sollte nur greifen, wenn die Umstrukturierung zumutbar ist und dein Einkommen nicht wesentlich sinkt. Achte darauf, dass eine detaillierte Definition im Vertrag steht, um keine bösen Überraschungen zu erleben.
Wie hoch ist das Risiko, als Selbstständige berufsunfähig zu werden – und was sind die häufigsten Gründe
Oft denkt man sehr optimistisch: „Mich wird es schon nicht treffen.” Leider zeigt die Statistik ein anderes Bild. Laut aktuellen Auswertungen wird in Deutschland etwa jede vierte erwerbsfähige Person im Laufe ihres Lebens berufsunfähig. Dabei spielen folgende Faktoren eine Rolle:
Gründe für eine Berufsunfähigkeit | Anteil an den BU-Fällen |
Psychische Erkrankungen (Depression, Burnout, Angststörungen) | 34,5 % |
Erkrankungen des Bewegungsapparates (z.B. Rückenprobleme) | 20,1 % |
Krebs und andere schwere Erkrankungen | 17,4 % |
Herz-Kreislauf-Erkrankungen | 6,9 % |
Sonstiges (z.B. Unfälle, neurologische Erkrankungen) | 21,1 % |
Gerade psychische Erkrankungen nehmen weiterhin zu. Dazu kommt die Belastung durch ständige Erreichbarkeit, hoher Leistungsdruck und wirtschaftliche Unsicherheit, welche Selbstständigen besonders zusetzen können.Das betrifft nicht nur klassische “Stressberufe” wie zum Beispiel medizinische Berufe und Berufe mit viel Reisetätigkeit, sondern zieht sich quer durch alle Branchen. Deshalb ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung kein „nice to have”, sondern ein absolutes Muss für jede(n) Selbständige(n).